Nach dem Abpfiff fragten sich vergangenen Sonntag die zahlreichen Zuschauer in der MTV-Halle, ob bei dem 18:18 Unentschieden gegen den VfL Waldkraiburg die Damen 1 nun einen Punkt gewonnen oder verloren hätten.
Ganz so leicht ist diese berechtigte Frage nicht zu beantworten. Oder doch?
Für einen Zuschauer, der das gesamte Spiel gesehen hatte, ist die Antwort klar: PUNKTGEWINN!
Falls die erste Halbzeit verpasst und nur die zweite Spielhälfte beobachtet wurde, war dieses Unentschieden aus Sicht der MTV-Damen definitiv ein derber Punktverlust.
Denn die Damen 1 des MTV Ingolstadt zeigten in dem Spiel zwei komplett voneinander unterschiedliche Halbzeiten. Die ersten 30 Minuten zeigten die Ingolstädterinnen in der 5:1-Abwehr eine ordentliche Leistung und ließen nur 8 Gegentreffer zu. Jedoch im Angriffsspiel war ein Kollektivausfall aller MTV-Akteurinnen überdeutlich zu sehen. Durch zu viele technische Fehler, Pass- und Wurfungenauigkeit wie auch ein Wettschießen im Abwerfen der Waldkraiburger Torhüterin von den Außenpositionen brachten es die Gastgeberinnen auf gerade mal 4 Treffer im ersten Durchgang. So wurden mit einem Halbzeitergebnis von 4:8 für den VfL Waldkraiburg die Seiten gewechselt.
Anscheinend hatte der MTV-Trainer Faruk Durmaz in seiner Pausenansage nicht nur den motivierenden Tonfall richtig gewählt, auch seine Entscheidung auf eine komplett defensive 6:0-Abwehrformation umzustellen zeigte seine Wirkung. Der erste Torwurf nach Wiederanpfiff wurde direkt von der an diesem Tag stark agierenden Astrid Czekala gefangen und durch einen schönen Konterpass auf Steffi Bonschab zum 5:8 umgewandelt. Im Gegenzug kam es zu einer unnötigen Zeitstrafe auf Seiten der Gastgeberinnen und in den nächsten zwei Minuten verfiel der Angriff in das Muster der ersten Halbzeit und so stand es bei Spielzeit 34:04 bereits 5:11 für VfL Waldkraiburg. Auf der MTV-Trainerbank wurde es plötzlich ungewöhnlich laut. Die Abwehrreihe wurde regelrecht von der Seitenlinie dirigiert und die 6:0-Formation funktionierte um Hanna Fischer und Lena Zimmermann herum nun auch noch besser als in den vergangenen 35 Spielminuten. Zudem schickte Durmaz die beiden Geheimwaffen der letzten Wochen Mathilda Lüder und Franziska Matheis aufs Parkett, die mit Amelie Piechullek und Steffi Bonschab im Angriff binnen 10 Minuten das Spiel mit einem 8:0-Lauf auf ein 13:11 drehten. Nur durch ein Gäste-Team-Time-Out in der 45. Spielminute wurde die stärkste MTV-Phase des Spiels unterbrochen und der erste Treffer nach 15 Minuten Torpause zum 13:12 Anschlusstreffer der Waldkraiburgerinnen musste hingenommen werden. Im Gegenzug wurde Theresa Grad, die bereits im ersten Durchgang zwei Tore vom gegnerischen Kreis erzielt hatte, nun unsanft am Torwurf gehindert und Mathilda Lüder markierte mit dem Strafwurf in der 51. Spielminute das 14:12. Die letzten neuen Spielminuten waren Tor-und Ereignisreich. Die Ingolstädterinnen legten vor, die Waldkraiburgerinnen setzten . In der 55. Spielminute belohnte sich Theresa Grad mit ihrem 17:16-Treffer für ihre gute Arbeit am Kreis selber und Lena Zimmermann traf bei Spielzeit 56:28 zum 18:16 für die Gastgeberinnen zu letzten Mal. In den letzten drei Minuten wurde deutlich wie anstrengend das Spiel für alle Beteiligten war. Insbesondere die Aufholjagd der MTV-Damen in der zweiten Spielhälfte war sehr kräftezerrend gewesen und die Gastgeberinnen zollten am Ende ihr Tribut für die verkorksten ersten 30 Spielminuten. Der VfL Waldkraiburg erzielte noch den Anschlusstreffer zum 18:17 und glich sogar 71 Sekunden vor dem Spielende zum 18:18 aus.
Spätestens jetzt standen allein der MTV-Halle und die Anspannung in der Halle hatte seinen Höhepunkt fast erreicht. Warum „fast“? Kann man das noch steigern? Die MTV-Damen schaffen auch das!
Im Angriff nahm MTV-Trainer bei 59:16 sein Team-Time-Out, eine Wurfstrategie wurde vorgegeben und die letzte Torchance der MTV-Damen explodierte an der Waldkraiburger Torlatte. Der Ball flog von dort in die Hände der Waldkraiburger Außenspieler, die in den letzten 8 Sekunden des Spieles zum Konter loslief und nur noch durch ein 7-m-würdiges Foul gestoppt werden konnte. Die Spielzeit war abgelaufen, bei Spielstand 18:18 gab es noch einen Strafwurf für den VfL Waldkraiburg und die Stimmung in der Halle hatte jetzt endgültig ihren Gipfel erreicht. Die starke Astrid Czekala stellte sich ihrer Kontrahentin und hielt mit einer starken Parade das Unentschieden für ihre Mannschaft fest. Die Anspannung wurde zur glücklichen Entspannung, alle fielen sich in die Arme, feierten ihre Heldin im Tor und auf der Tribüne fing die Frage zum gewonnen oder verlorenen Punkt an die Runde zu machen.
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